Ein Strassenhund kämpft gegen Hüftdysplasie und Schmerzen
Fridas Reise beginnt als Strassenhund in Rumänien. Als junger Welpe wurde sie in einem Müllsack gefunden. Eine internationale Tierschutzorganisation rettete sie und brachte sie nach Deutschland in ihre neue Familie. Das neugefundene Glück währte allerdings nur kurz, denn schon bald nach ihrer Ankunft hatte sie Schwierigkeiten beim Laufen. Kurz darauf war sie schon nicht mehr in der Lagezu stehen.
Ihr Zustand wurde als beidseitige Hüftdysplasie diagnostiziert;
ihr Kondylus sass nicht richtig in der Gelenkpfanne, sprang oft heraus. Die Knorpel rieben aneinander, was nach einiger Zeit ihre natürliche stossdämpfende Funktion zerstört und zu einer Hüftgelenksarthrose führen kann. All dies verursachte Frida starke Schmerzen. Ihr Krankheitsbild und ihre Genesung wollen wir hier zeigen.
Diagnose und Symphysiodese
Man erkennt gut, dass die Hüfte sich in gestreckter Position nicht in der Pfanne bewegt. Auch in einer Froschposition ist die Hüfte beidseitig locker.
Auf der dritten Aufnahme ist eine Distraktionstechnik zu sehen. Dabei wird die Hüfte gespreizt und gleichzeitig die Lockerheit getestet. Bei Frida liegt diese bei 1. Man kann hier von einer sehr stark lockeren Hüfte sprechen.
Diagnose und Ausblick
In Folge der Diagnose wurde mit der Besitzerin über das Krankheitsbild und sich daraus ergebende Optionen diskutiert. Die Besitzerin entschied sich sofort gegen eine Euthanasie.
Ihr wurde klar mitgeteilt, dass das weitere Vorgehen der Behandlung sich in zwei Schritten aufteilen muss. Einerseits eine kurzfristige Therapie, die Symphysiodese, um Fridas Wachstum in den nächsten Monaten zu unterstützen, ihre Schmerzen zu verringern und ihr eine normalere Sozialisation zu ermöglichen.
Mittelfristig müssen danach zwei künstliche Hüftgelenke eingesetzt werden.
Weiterhin wurden der Besitzerin die genauen Kosten und therapeutischen Konsequenzen für den Hund aufgezeigt, ebenso die Dauer und Art der Rehabilitation und Regeneration.
Symphysiodese – Fridas erste Operation
Im Anschluss an die Untersuchungen wurde bei Frida sofort die die juvenile pubische Symphysiodese veranlasst. Dies bedeutet, dass die Schambeinfuge chirurgisch frühzeitig verschlossen wird. Die Technik selbst ist ein relativ neues Verfahren, dass zuerst erfolgreich an Meerschweinchen angewandt wurde und seit einigen Jahren auch erfolgreich bei caninen Patienten.
Es ist eine prophylaktisch präventative Operation, die vorallem bei heranwachsenden Hunden Anwendung findet, die eine grosse Tendenz zu Hüftgelenkdysplasie und lockeren Hüften zeigen.
Durch Laserchirurgie wird dabei ein Anteil der Schambeinfuge veranlasst, sich zu verknöchern. Dadurch wächst der untere, hintere Teil nicht mehr weiter, während der obere sich weiter ausbildet. So kommt es zu einer besseren Überdachung der Femurknochen, als es ohne therapeutische Massnahmen der Fall gewesen wäre – die Stabilität der Gelenke wird erhöht.
Die Symphysiodese war erfolgreich, ebenso die post-operative Kontrolle: Frida geht nicht mehr stark hinked.
Ausblick
Jedoch reicht diese Präventionsbehandlung in Fridas Fall nicht aus, um ihre HD vollständig zu beseitigen. Trotz dem Erfolg der OP bietet sie lediglich ein Mittel, um Frida ein normales Wachstum ohne Schmerzen zu ermöglichen. Sie soll sich die nächsten Monate normal, zumindest mit nur wenig Lahmheit, bewegen können, bis sie ausgewachsen ist. Ohne grösseren, chirurgischen Eingriff wird Fridas Hüfte jedoch nie wie eine normale funktionieren können.
Fridas TEP nach Mass – das linke Hüftgelenk
Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn alle Wachstumsfugen geschlossen sind, wird Fridas Behandlung weitergehen.
Die Ausgangslage
Nun ist Frida in der Praxis Dr. Blättler-Monniers. Es ist früher Herbst 2022, 7 Monate nach ihrer erfolgreichen Symphysiodese. Sie zeigt erneut Schmerzen und Lahmheit, insbesondere hinten links, nach dem Liegen und Bewegung, aber auch nach dem Spiel mit anderen Hunden.
Neues Hüftgelenk aus dem 3D-Druck
Die reaktive Hüfte ist ursächlich für Fridas Probleme. Frida ist nun älter – deswegen wurde ein künstliches Hüftgelenk für die linke Seite in den Blick gefasst. Die orthopädische Untersuchung bestärkte dies nur. Jedoch sollte keine einfache, zementlose TEP (Totalendoprothese) eingesetzt werden. Ausgerichtet auf die Knochen- sowie die Beckenstruktur wurde eine TEP im 3D-Druck erstellt.
Dazu wurde Frida zunächst für eine CT-Studie überwiesen. Die gesammelten Daten wurden verarbeitet und genutzt, um ein Modell entsprechend der Hüftprothese zu erstellen. Am Modell wurde getestet, ob es sich am Knochen befestigen liess und aus biomechanischer Sicht korrekt arbeitet. Die Tests verliefen erfolgreich – Eine Prothese für die linke Seite wurde erstellt, die noch im Herbst 2022 eingesetzt wurde. Physiotherapeutische Massnahmen infolge der Operation sollten ihr zu einem gleichmässigen Gang verhelfen.
Fridas Kampf gegen Hüftprobleme geht weiter: Zweite OP notwendig
Frida hat die OP insgesamt gut überstanden, und auch die Kontrolle der neu implantierten Hüfte verlief erfolgreich. Im Januar diesen Jahres entwickelte Frida wieder Schwierigkeiten beim Laufen: Sie zeigte erneut ein unrundes Gangbild; ausserdem hat sie Schmerzen in der rechten Hüfte. Das linke Bein dreht sich nach aussen und auch hinten links, an der operierten Hüfte, reagiert Frida empfindlich. Die Besitzerin kam diesbezüglich zu einer orthopädischen Re-Evaluation.
In der Bewegung dreht die linke, operierte Seite nach Aussen, während die rechte Seite eine deutliche Hangbeinlahmheit zeigt. Die Bewegung ist insgesamt ungleichmässig sowie unregelmässig.
Reaktive Hüfte und ungleiche Beinlänge: Die Herausforderungen bei Fridas orthopädischer Untersuchung
Die Untersuchung der linken Beckengliedmasse, der Hüfte und des Knies sind unauffällig und nicht schmerzhaft. Die rechte Seite jedoch ist ziemlich reaktiv:
Röntgen
Auf der Projektion ist eindeutig sichtbar, dass die rechte Gliedmasse sich nicht in der Pfanne befindet. Die stehende DAR-Technik sollte dies aufzeigen: Farblich bearbeitet ist in Blau eine normale Hüfte und in Rot die Hüfte von Frida, als noch keine TEP vorhanden war.
Dies ist der Grund, warum die rechte Gliedmasse kürzer als die linke ist.
Zusammenfassung
Wie auf den Video- und Röntgenaufnahmen ersichtlich:
Zwar geht es Frida insgesamt besser, aber die rechte, nicht operierte Seite luxiert nach oben. Eine zweite Operation für das defekte Hüftgelenk ist unumgänglich.
Wenn jedoch die zweite Operation die Länge der Gliedmassen angleicht sowie die Bewegung des Oberschenkelkopfes in der Pfanne ermöglicht, kann Fridas Lebensqualität wiederhergestellt werden. Entzündung und Schmerzen können ausheilen, und eine gesunde Bewegung wird möglich sein.
Das zweite künstliche Hüftgelenk für Frida wird, wie schon auf der linken Seite, speziell für sie angefertigt. Fridas Knochen sind zu dünn und die allgemeine Lage zu schlecht, um eine Standartprothese zu verwenden. Der Einsatz des zweiten künstlichen Hüftgelenkes wird eine stabile Stellung des rechten Oberschenkelkopfes in der Gelenkpfanne ermöglichen. Für Frida ist dies, nach dem Abheilungsprozess und Bewegungstherapie, die Aussicht auf ein hundegerechtes Leben – Voller gesunder und schmerzloser Bewegung.
Fridas Geschichte geht weiter!
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